Die Abessinierkatze stammt nicht, wie ihr Name vermuten lässt, aus Abessinien, was in dem heutigen Äthiopien liegt.
Auch die Behauptung, dass Abessinierkatzen als Nachfahren der im pharaonischen Ägypten lebenden und dort als göttlich verehrten Katzen gelten, ist dem Bereich der Legende zuzuweisen.
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Die Vorfahren der heutigen Abessinierkatze stammen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ursprünglich aus den Dschungeln Südostasiens.
Denn die lange nur bei dieser Katzenrasse auftretende Mutation des Tabby-Gens „Abessinier-Tabby“ (TA) findet sich bei Katzen an der Küste des Indischen Ozeans zwischen Singapur und Sri Lanka, während es in Ägypten und Ostafrika nicht nachweisbar ist.
Der Abessinierkatze ähnelnde Wildkatzenarten in Eurasien, Asien und Afrika sind die Falbkatze (Felis silvestris lybica) und die Rohrkatze (Felis chaus).
Die bekannte Vorgeschichte der modernen Abessinierkatzenrasse weist in die gleiche Richtung: Frühe Illustrationen im englischen Katzenjournal aus dem 19. Jahrhundert, welche der Abessinierkatze ähnlich sehen, wurden dort als „asiatische Katzen“ bezeichnet. Ein ausgestopftes Tier mit Merkmalen des TA-Gens aus den 1830er-Jahren existiert nach wie vor als Ausstellungsstück im zoologischen Museum der niederländischen Stadt Leiden. Die grobgesprenkelte wildfarbene Katze, die einer wildfarbenen modernen Abessinierkatze auch vom Exterieur her sehr ähnlich sieht, wird dort als „Patrie, domestica India“ (Indische Hauskatze) bezeichnet.
Wahrscheinlich kam es in Einzelfällen zu einer Weiterverbreitung des Ursprungstyps von Südostasien in Richtung Vorderasien beziehungsweise Ostafrika; aber vor allem durch englische Händler und Kolonialbeamte innerhalb des Britischen Weltreichs.